Ob auf winzigen „Sekundenbildern“ oder auf meterlangen, kostbaren Papierbahnen: Das Schwarz der Bilder von Margit Krismer hat nichts Trauriges. Es ist Bewegung, die ans Licht tritt. Pinsel aus Eichhörnchen- oder Ziegenhaar übertragen die dichte oder weniger dichte, immer neu angerührte Tusche auf Bütten- oder handgeschöpftes Japanpapier, manchmal auch Tempera, Wachs, Deckweiß. Am Schluss wird der Papiergrund an entscheidenden Stellen durch Öl durchsichtig. Strich für Strich erzählt sie die Geschichte einer Seele, breitet sorgsam das Wissen aus, das in der Sehnsucht enthalten ist, den Reichtum im Sich-Aussprechen der Dichter und im „Ja“ der Mystiker, singt das hohe Lied der Liebe, erspürt das Licht in dunkler Nacht. Bei aller Gezieltheit ist jede einzelne Form meditiert und neu gefunden, Teil einer Choreographie des Schöpfungstanzes. (Willibald Feinig)